Überwältigende und bewegende Eindrücke während 6 Tagen in Griechenland gesammelt

Schüler der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden in Kooperation mit „Respekt für Griechenland e.V.“ verwirklichen das Projekt „Friedenspark“ mit Jugendlichen des griechischen Märtyrerdorfes Kommeno in Griechenland

„Wir kennen nun eure Geschichte. Wir werden sie nicht vergessen. Wir werden sie weitergeben“, so der Tenor der sieben Zehntklässler (Rashad Eybo, Jonas Odendahl, Immanuel Kölzer, Simon Hees, Benny Nassen, Ben Levin Meyer und Fynn Brederlow) der Daadener Schule, die als Mitglieder der AG Friedenserziehung-Geschichte ihre tiefgreifende Projektarbeit abgeschlossen hatten. Gemeinsam waren sie mit den AG-Leitern Lars Limbach und Simon Imhäuser in die griechische Gemeinde Kommeno gereist, um mit einigen Jugendlichen vor Ort einen Friedenspark rund um die beeindruckende Kunstinstallation des Architekten und Künstlers Amar Bašic anzulegen. Dieser hatte das Projekt initiiert und gemeinsam mit der in Arta ansässigen Landschaftsarchitektin Alexandra Andrianou geplant. Amar selbst, der für die Organisation „Respekt für Griechenland“ (RfG) in Griechenland tätig ist, hatte vor knapp einem Jahr mit dem stellvertretenden Schulleiter Lars Limbach Kontakt aufgenommen. Dieser hatte bereits vor drei Jahren Kontakt zu Frau Hilde Schramm (RfG) und mit Lehrer Simon Imhäuser an der Einführung des Projektes „Der Balkon“ gearbeitet. Ebenso wurden die Zusammenführung und das Projekt von Bettina Münch-Rosenthal und Dr. Doris Lax (beide ADD-RLP) von Anfang an begleitet. So war schnell über Videokonferenzen und Telefonate eine gute Verbindung zwischen Amar Bašc hergestellt und es konnte geplant werden. 

Im Vorfeld beschäftigte sich die Arbeitsgemeinschaft mit der traurigen Geschichte des Dorfes Kommeno. Dieses wurde von den Wehrmachtssoldaten der Gebirgsjäger in einem unvorstellbaren Massaker am 16. August 1943 komplett zerstört und über die Hälfte der aus Frauen, Kindern und Greisen bestehenden Bevölkerung, grundlos ermordet.
Selbst vor dem Dorfpriester, einer ganzen Hochzeitsgesellschaft und schwangeren Frauen wurde kein Halt gemacht. Diese Schicksale wurden der kleinen Delegation aus Daaden nochmals ganz stark bewusst, als man gemeinsam mit den griechischen Jugendlichen die Orte des Verbrechens im Dorf aufsuchte, unterstützt von Originalaufnahmen und Interviews, die Amar Bašic in Kollaboration mit einem griechischen Audiokünstlers in einem Audiowalk verwenden wird.
Demut und Fassungslosigkeit bezüglich des brutalen Vorgehens der deutschen Soldaten wechselten sich mit der Frage nach dem „Warum?“ ab. Die weitere Installation von Amar Bašic „Der verbrannte“ Tisch symbolisierte im kleinen noch geschlossenen Dorfmuseum die Art der totalen Vernichtung. Die teils verkohlten Überreste und zerstörten Stühle waren Sinnbild der Vernichtung des ganzen Familienlebens.

Niemand würde sich wieder in Gemeinschaft an einen gedeckten Tisch setzen, um zu reden oder zu lachen. Frauen würden ihre Männer nie mehr sehen oder ihre Lieben in den Arm nehmen. Kinder konnten nicht heranwachsen, sie würden sich nicht verlieben und später auch wieder Familien gründen. Alles – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbrannt und genommen. Stimmen verstummten für immer, Überlebende wurden entwurzelt und traumatisiert. Das Dorf wurde zwar nach Jahren wiederaufgebaut, doch die Schrecken und Geister der Vergangenheit sind auch heute noch spürbar.

Diesbezüglich war es umso wichtiger, in der heutigen Zeit Brücken des Vertrauens und der Verständigung zu bauen. Eine solche Brücke wurde für die Jugendlichen vor Ort und aus Daaden das Projekt „Friedenspark“ von Amar Bašic. Vier Tage gestaltete man gemeinsam am Ortseingang den Friedenspark sprichwörtlich Hand in Hand und kam so der Geschichte aber auch der heutigen Zusammenarbeit näher. Es wurde begradigt, gehackt und angeglichen. Ebenso wurden Kieswege und die Bewässerungsanlage für die ganze Bepflanzung angelegt. Am Ende waren 8 Tonnen Kies, 70m Fließ und 100m Bewässerungsschlauch verarbeitet. Heimische Kräuter und Sträucher säumen nun die Wege und laden zum Verweilen ein. 

Zum Schluss wurde der „Baum des Lebens“, ein Granatapfel, gemeinsam von den griechischen und deutschen Jugendlichen in Sichtweite des Denkmals, welches die metallgewordene Frage nach dem WARUM stellt, gepflanzt.
Im Rückblick hatte sich vom ersten Tag an eine freundliche, ja herzliche Zusammenarbeit entwickelt, welche sprichwörtlich von Angesicht zu Angesicht mit der intensiven handwerklichen Wirkung in einer freundschaftlichen Bindung zwischen griechischen und deutschen Teilnehmern mündete.

Aber nicht nur unter den Jugendlichen fand ein gedanklicher Austausch statt, sondern auch zwischen Dimitris Dimos, dem Ortsvorsteher, den Lehrkräften und Amar Bašic. Auch hier stand die Geschichte und deren Aufarbeitung im Fokus und wurde von Herrn Dimos auch aus eigener Perspektive eindrucksvoll erzählt. Gerade ihm ist daher besonders bedeutend, dass über die grausamen Geschehnisse und Begebenheiten in Kommeno generell nicht geschwiegen, sondern erzählt und berichtet wird. Er begrüßte es, dass in der Hermann-Gmeiner-Schule genau dies geschehen ist und erhofft sich aus der guten Zusammenarbeit der griechischen und deutschen Jugendlichen ein Fortbestehen der Völkerverständigung. Damit griff er gleichzeitig die Gedanken des Daadener Stadtbürgermeisters Walter Strunk auf, der sich in einer ähnlichen Botschaft mit einem Gastgeschenk an ihn gewandt hatte. Ein Gegenbesuch der griechischen Jugendlichen in Daaden wurde direkt vor Ort vereinbart. Mit Gastgeschenken für die Lehrkräfte und den Daadener Stadtbürgermeister trennte man sich nach einem sehr bewegenden Abend. An dieser Stelle sei hier schon Amar Bašic, Aleksandra Adrianou, „Respekt für Griechenland“ (RfG), dem ganzen Ort Kommeno, den Tavernenbesitzer/innen, dem Buschauffeur, den Ladenbesitzern, den Mitgliedern des Kulturvereines Kommeno und Herrn Dimitris Dimos auf das herzlichste für die mehr als warmherzige Aufnahme unserer Gruppe gedankt. Ebenso an Erasmus plus, für die finanzielle Unterstützung des Projektes. Es gab während des Aufenthaltes auch Gelegenheit, gemeinsam die Umgebung zu erkunden. So wurden von Amar Bašic drei Fahrräder bereitgestellt die fleißig genutzt wurden. Ebenso spielten die Jugendlichen aus Daaden und Kommeno Fußball und Basketball zusammen. Auch konnten manche der Gruppe am Ambrakischen Golf in die kühlen Fluten eintauchen oder beim Besuch in Arta die beeindruckende orthodoxe Kirche „Maria Trost“, das Archäologische Museum und die berühmte Brücke von Arta bestaunen. 

Am letzten Abend kam man am gemeinsam gestalteten Gedenkort noch einmal zusammen und gedachte im Stillen der Opfer des 16. August 1943. Drei Gedenklichter wurden von je zwei griechischen und deutschen Schülern in der Gedenklandschaft positioniert. So waren alle im Gedenken vereint. „Wir kennen nun eure Geschichte. Wir werden sie nicht vergessen. Wir werden sie weitergeben“, waren die Worte, die die Zeremonie abrundeten.
Danach war noch Zeit für die Jugendlichen aus Kommeno und Daaden, sich gemeinsam vor der Dorfkirche zu treffen, Fußball zu spielen oder sich im Gespräch (auch mit ersten griechischen Worten) auszutauschen, bevor man sich tief in der Nacht verabschiedete. Natürlich wurden Kontaktdaten ausgetauscht und es wird sich auch jetzt rege ausgetauscht. Auf alle Fälle ist ein Stück Herz der Daadener Besucher in Kommeno geblieben. Es war eine unvergessliche und unbeschreibliche Zeit.
Schon jetzt freuen sich die Schüler auf den Gegenbesuch neu gewonnener Freunde in Daaden.

Verantwortlich:
Text: Lars Limbach und Simon Imhäuser
Fotos: Amar Baši?, Lars Limbach und Simon Imhäuser

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 24. Juni 2023 um 21:03 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Aktuell abgelegt.

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