Schicksalstag der Deutschen – 09. November: Ein Tag des Gedenkens und der Geschichtsreflexion an der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden

Ein Appell für Frieden, Freiheit und Demokratie: An der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden wird Erinnern und Gedenken großgeschrieben

Am 9. November 2023 versammelten sich Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden, um sich dem Schicksalstag der Deutschen zu widmen. Dieser besondere Schultag wurde mit zwei Gästen, Herrn Michael Wäschenbach, Landtagsabgeordneter der CDU, und Klaus-Peter Voigt, einem Zeitzeugen des Mauerfalls, begangen.

Die Veranstaltung begann mit einer einführenden Ansprache von Lars Limbach, dem stellvertretenden Schulleiter, der die geschichtlichen Ereignisse erläuterte, die sich jeweils am 9. November ereignet hatten.

Herr Klaus-Peter Voigt, der als Zeitzeuge an den Montagsdemonstrationen vor dem Mauerfall in Leipzig und Neubrandenburg teilgenommen hatte, berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen. Er schilderte die Ängste vor Schüssen durch Stasi-Mitarbeiter bei den Montags-Demonstrationen in Leipzig und wie er schließlich über Prag vor dem Mauerfall in den Westen gelangte. Beeindruckend war auch, wie er den Sprachgebrauch seiner Zeit im Osten verinnerlicht hatte und diesen als „drüben“ bezeichnete. Voigt teilte seine überwältigenden Emotionen beim Gedanken an die Gewissheit, seine alte Heimat zu verlassen und möglicherweise seine Eltern nie wiederzusehen. Er betonte, wie wichtig es war, seine Eltern nach seiner Ankunft im Westen anzurufen, um ihnen mitzuteilen, dass es ihm gut ging. Voigt verdeutlichte auch, dass er bereits in jungen Jahren kleine Jobs erledigte, um sich „Westklamotten“ und Markenkleidung leisten zu können.

Besonders berührend war die herzliche Aufnahme, die Voigt in Daaden und seinem ersten Wohnort in Niederdreisbach nach seiner Flucht erfuhr. Er erzählte von den vielen Geschenken, die er von den Einheimischen erhielt, und der riesigen Hilfsbereitschaft, die ihm zuteilwurde.

Herr Michael Wäschenbach thematisierte die Bedeutung des singulären Ereignisses der Reichspogromnacht, das ebenfalls am 9. November stattfand und zog Parallelen zur Gegenwart. Er sprach über die Geschehnisse im Nahen Osten und betonte, dass physischer Antisemitismus heute in Deutschland bedauerlicherweise aktueller denn je sei. Er wies auf den Missbrauch von Freiheit und des Demonstrationsrechts hin, wie das Verbrennen israelischer Flaggen. Wäschenbach machte auf die bevorstehende Zeitenwende aufmerksam und forderte auf Stellung zu nehmen zur Frage, ob wir entschieden die Demokratie verteidigen wollten oder Raum für diejenigen lassen, die Minderheiten unterdrücken und bekämpfen. Er beklagte die Tatsache, dass jüdische Mitbürger in Deutschland Angst hätten, mit einer Kippa auf die Straße zu gehen, da sie sich nicht ausreichend geschützt fühlten. Gleichzeitig werde der Ruf nach einem demokratiefeindlichen Staatssystem öffentlich gemacht. Wäschenbach forderte ein klares Bekenntnis zur Demokratie und das konsequente Auftreten gegenüber deren Gegnern. Er betonte die Bedeutung von Demokratiebildung, die bereits im Kindergarten beginnen sollte. Es gebe momentan viele Projekte zur Stärkung demokratischer Strukturen, und es sei wichtig, Demokratieerfahrungen an alle weiterzugeben. Dennoch betonte er: „Wir haben noch viel zu tun.“

Imhäuser, Sozialkundelehrer der zehnten Klassen, fasste die Botschatfen der Veranstaltung zusammen und rief dazu auf, sich mit Engagement und Einsatz für die Demokratie einzusetzen. Diese Werte, so unterstrich er, seien tragende Säulen unserer Gesellschaft und erforderten die aktive Beteiligung eines jeden Einzelnen.

Lars Limbach, der stellvertretende Schulleiter, ermutigte abschließend die Anwesenden dazu, in ihrem Leben auch unbequeme Fragen zu stellen, Sachverhalte zu hinterfragen und nicht nur einseitigen Quellen der Digitalen-Welt zu vertrauen. Seine Worte unterstrichen die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte und aktuellen Geschehnissen, um fundierte Meinungen zu bilden.

Der symbolische Abschluss der Veranstaltung erfolgte mit dem feierlichen Läuten der Friedensglocke durch die AG Friedenserziehung-Geschichte. Dieser bewegende Moment diente als Erinnerung daran, dass Frieden, Freiheit und Freundschaft grundlegende Werte sind, für die es sich einzusetzen gilt. Sich für den Frieden einzusetzen sei ein immer fortwährender Auftrag, betonten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft. Nur wenn man die Vergangenheit kenne, könne man vermeiden, Fehler der Vergangenheit nochmals zu begehen, so deren Tenor.

Die Schülerinnen und Schüler, zusammen mit den Gästen Michael Wäschenbach und Klaus-Peter Voigt, verließen die Veranstaltung nicht nur mit historischem Wissen, sondern auch mit einem gestärkten Bewusstsein für die Verantwortung eines jeden Einzelnen im Streben nach einer gerechten und demokratischen Gesellschaft. Die Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden setzte mit dieser bewegenden Veranstaltung ein deutliches Zeichen für Toleranz, Demokratie und die Werte, die unsere Gesellschaft tragen.

Verantwortlich:
Text: Simon Imhäuser
Fotos: Lars Limbach

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 09. November 2023 um 12:59 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Aktuell abgelegt.

Inhalt

Infos

Suche in Infos


Archiv

 

  © by Hermann Gmeiner Schule Daaden  -  Impressum