Vereint im Mahnen und Gedenken – Schicksalstag 9. November

Spannender Schulbesuchstag der Landtagsabgeordneten am Ort des Geschehens

Die zehnten Klassen der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden begeben sich gemeinsam mit MdL Michael Wäschenbach (CDU) auf Spurensuche jüdischer Schicksale in Betzdorf und besuchen zusammen mit Schülern der IGS Betzdorf-Kirchen Ausstellung der Daadener AG Geschichte-Friedenserziehung im Haus der Betzdorfer Geschichte.

Seit einigen Jahren werden die Schüler der Daadener Schule am 09.11. vom Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach besucht. Dieser Schicksalstag findet sich, verbunden mit gleich mehreren Jahreszahlen, in allen deutschen Geschichtsbüchern, weshalb die Politiker des Landtages jährlich das Gespräch mit Schülern suchen.

Doch in diesem Jahr wandeln die Daadener auf geschichtlicher Spurensuche in Betzdorf. Sie treffen den Politiker am Betzdorfer Mahnmal, das an die damals in Betzdorf lebenden jüdischen Familien erinnert. 80 Jahre nach der Reichspogromnacht (9./10.11.1938) möchten die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen 10 vor Ort erfahren, welche Peinigung, Ausgrenzung und Demütigung Menschen anderer religiöser Orientierung auch in Betzdorf und Umgebung hinnehmen mussten.

Dass die Verfolgung der Juden schließlich in deren systematischer Ermordung gipfelte, scheint die Schüler an diesem Gedenkort besonders zu ergreifen. Grund genug für Wäschenbach, um direkt den Bezug zur Gegenwart herzustellen. Er betont, dass gerade in der heutigen Zeit wieder Menschen aufgrund religiöser und ethnischer Zugehörigkeit verachtet und ausgegrenzt würden und das Erinnern an die Nazi-Gräuel und die Ohnmachtshaltung der Bevölkerung daher von Seiten der Schule aufrechterhalten werden müsse. Gerade die jungen Leute sollten ermutigt werden, für demokratische Werte wie Meinungsfreiheit, Schutz der Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit zu kämpfen und rassistischen Strömungen zu widerstehen bzw. entgegenzutreten.

Am Mahnmal zur Erinnerung an die Reichsprogromnacht 1938 – (Entworfen und angebracht vom Künstler Josef Laubenthal aus Kirchen)

Vertieft in diese Gedanken erfahren die Schüler vom Besuch Hitlers in Wallmenroth 1931, von der Umbenennung der Betzdorfer Straßen nach dessen Machtübernahme, der Ausraubung und Demolierung des jüdischen Betraumes in der Viktoriastraße. Auch der Wunsch „Kauft nicht bei Juden!“, den Betzdorfer Mitbürger vor dem damaligen Kaufhaus Gerolstein im Hinblick auf deren Inhaber äußerten, schockiert die Jugendlichen.

Mit Blick in die Hellerstraße, in der sich in den 1930er Jahren einige jüdische Bürger angesiedelt hatten, informieren sich die Schüler gegenseitig über die Schicksale einiger Familienmitglieder der Familie Tobias. Einige Juden – gewarnt durch Betzdorfer Nachbarn – verließen die Stadt und flohen; leider jedoch nicht weit genug! Viele werden deportiert oder begehen, um dem Leidensweg zu entgehen, Suizid. Jedem Anwesenden ist die Tragweite des Begriffes „verschollen“, der oft genannt wird, bewusst.

Um das Gehörte zu vertiefen, werden die Daadener Jugendlichen nun selbst aktiv. Sie möchten von der Betzdorfer Marktbevölkerung wissen:

  1. In der Nacht zum 10. November 1938 brannten deutschlandweit viele Synagogen. Juden wurden verfolgt und ermordet. Sehen Sie 80 Jahre danach noch immer Bedarf, daran zu erinnern?
  2. Können Sie uns etwas über das Leben jüdischer Mitbürger in Betzdorf erzählen?
  3. Welche Gefahren bestehen Ihrer Meinung nach, wenn unsere junge Generation den geschichtlichen Hintergrund zum Umgang mit religiösen bzw. ethnischen Minderheiten nicht mehr kennt?
  4. Sehen Sie in der heutigen Gesellschaft Parallelen bezüglich des Umgangs mit diesen Minderheiten?
  5. Wovor würden Sie Ihre Mitbürger – vielleicht gerade an diesem geschichtsträchtigen Tag – gerne warnen? Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern?

(An dieser Stelle finden Sie in den nächsten Tagen einen Link zu den Erfahrungsberichten der Schüler/Innen.)

Schüler der IGS-Betzdorf-Kirchen und der Realschule Daaden denken gemeinsam mit MdL Wäschenbach über die heutige Situation in Politik und Bevölkerung nach.

Im Anschluss treffen die Daadener auf Schüler der IGS Betzdorf-Kirchen, die ebenso an diesem geschichtsträchtigen Tag unterwegs sind, um die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg im Haus der Betzdorfer Geschichte zu besuchen und dadurch dem Mahnen an ein friedliches Miteinander Gewicht zu geben. Beeindruckt von den Modellen, Exponaten und Ausführungen der AGler (AG Geschichte Friedenserziehung der Hermann-Gmeiner –Schule) drängeln sich die Schüler der zwei Schulen auch an die Hörstationen (Weihnachtsfrieden 1914, Lazarett), vertiefen im Kino ihr Wissen über Gräuel und Gedenken in Verdun und begehen den nachgebauten Schützengraben.

Die begleitenden Lehrer Adrian Greipel, Horst Braun (IGS Betzdorf-Kirchen), Lars Limbach und Simon Imhäuser (Daadener Schule) dürfen im Haus der Betzdorfer Geschichte schließlich feststellen:
Schüler lassen sich auch heute noch von der Geschichte fesseln. Geschichte kann und muss gerade heute erlebbar bzw. greifbar für die Jugendlichen gemacht werden. Dann wird das Erinnern und Mahnen an die dunklen Kapitel deutscher Geschichte fruchtbar und unsere Jugend wird zum Multiplikator der Botschaft:

Es lohnt sich für ein friedliches Miteinander und Toleranz

gegenüber Minderheiten einzustehen – heute mehr denn je!

Text: Simon Imhäuser
Fotos: Hannes Johne 10B

Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 11. November 2018 um 13:11 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Aktuell abgelegt.

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